Senioren sitzen im Sommer im Garten

Kostenbudgets wichtiger als Sicherheit am (Pflege)Arbeitsplatz?Mittwoch, 23. Januar 2019

Kostenbudgets wichtiger als Sicherheit am (Pflege)Arbeitsplatz?

Aufgrund der systematischen Begehungen und Auswertungen im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements der Sozial-Holding der Stadt Mönchengladbach GmbH fiel im letzten Jahr 2018 die erhöhte Zahl an Nadelstichverletzungen bei den PflegemitarbeiterInnen auf. Diese wurden insbesondere bei der Durchführung von Blutzuckermessungen verursacht.

Die Blutzuckermessung erfolgt nach individueller ärztlicher Verordnung und die notwendigen Hilfsmittel werden ebenso vom behandelnden Arzt der/des Bewohners/in verordnet. Sie werden nicht regelhaft als Material der Einrichtung vorgehalten. Sie sind zudem nicht über die Pflegesätze, die die Einrichtung erhält, refinanziert.

In der ärztlichen Verschreibung von Hilfsmitteln zur Blutzuckermessung als Behandlungsmaßnahmen gilt das Gebot des Kostenbudgets. Dieses Gebot schließt nicht automatisch die Rezeptierung ausschließlich sicherer Produkte ein. Die Anwendung der bisher in den Einrichtungen rezeptierten Stechhilfen zur kapillaren Blutgewinnung birgt ein Restrisiko der Nadelstichverletzung.

Gespräche mit der Berufsgenossenschaft und anderen Trägerverbänden zeigten, dass auch hier die Problematik bekannt ist und auch hier vermehrt Verletzungen aufgetreten sind; so dass das Thema bereits beim Bundesgesundheitsministerium und dem Pflegebevollmächtigten der Bundesregierung aktenkundig ist.

Allerdings kann und will die Sozial-Holding zum Schutz ihrer MitarbeiterInnen nicht darauf warten, bis Verfahrens- und Zuständigkeitsfragen bei Kostenträgern geklärt sind und damit wissend ein erhöhtes Verletzungsrisiko bei der Anwendung in Kauf nehmen. In allen Einrichtungen der Sozial-Holding der Stadt Mönchengladbach GmbH werden insgesamt durchschnittlich pro Jahr 67.600 Blutzuckermessungen durchgeführt. Tendenz aufgrund der Multimorbidität der Bewohner*innen steigend.

Vor diesem Hintergrund wurden zum Jahresende 2018 für alle Einrichtungen des Trägers Einweg-Sicherheitslanzetten für die kapillare Blutgewinnung für Blutzuckermessungen gekauft und hiermit der voraussichtliche Bedarf für das Jahr 2019 abgedeckt. (Der Kostenaufwand liegt bei rund 4.500 EUR.)

Als sichere Stechhilfe/Einweg-Sicherheitslanzette für die kapillare Blutgewinnung bei Blutzuckermessungen sind entsprechende Produkte bei der Unfallkasse NRW - einsehbar auf der Internetseite hinterlegt.

Die Einweg-Sicherheitslanzetten wurden vor dem Jahreswechsel 2018/2019 in allen Einrichtungen verteilt, gegen die bisherigen Lanzetten ausgetauscht und seitdem eingesetzt. Die anwendenden MitarbeiterInnen wurden von den Pflegedienstleitungen in die Handhabung und Gründe für den Austausch eingewiesen.

Im Nachgang wurden die bisherigen Lanzetten ordnungsgemäß entsorgt.

Ebenfalls werden die Bewohner*innen, Gäste und deren Vertreter sowie die entsprechenden Ärzte und Apotheken schriftlich über den Austausch und die Veranlassung hierzu informiert.

Ziel für 2019 ist weiterhin zur nachhaltigen Qualitätssicherung und Gewährleistung des Arbeitsschutzes für alle MitarbeiterInnen in der Pflege bundeseinheitlich die Rezeptierung und Finanzierung seitens der Krankenversicherung als zuständigem Kostenträger zu erwirken.

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