Matthias Lee konnte Pflegealltag in Helsinki erleben
Matthias Lee, der zurzeit sein 2. Ausbildungsjahr im Städtischen Altenheim Windberg absolviert, konnte jetzt internationale Erfahrung im Pflegebereich sammeln. Bei einem Praktikum in Finnland hatte er vier Wochen lang die Chance, den Pflegealltag in einem Krankenhaus in Helsinki als Schüler zu erleben. Im Anschluss hat er uns von seinen Erfahrungen berichtet:
Herr Lee, wo genau waren Sie eingesetzt?
Matthias Lee: "Das Laakson sairaala ist ein Akutkrankenhaus im Nordwesten der Stadt. Ich arbeitete auf Station 10, einer allgemeinmedizinischen Abteilung mit 25 Betten. Der Patientenaltersdurchschnitt lag bei weit über 75, und die häufigste Ursache des Aufenthaltes war eine akute Verschlechterung des Allgemeinzustands, zum Beispiel durch Sturz, wobei das Theapieziel Rehabilitation war. Die Verweildauer variierte stark: Von ein paar Tagen bis zu einigen Monaten blieben einige Patienten."
Mit wem haben Sie im Krankenhaus zusammengearbeitet?
Matthias Lee: "Das multiprofessionelle Team bestand aus Physiotherapeuten, Ärzten, Pflegefachkräften, Pflegehelfern, Schülern, Reinigungskräften - die sich außerdem auch um die Verteilung der Mahlzeiten kümmerten -, und Pflegefachkräften, die nur für die Blutabnahme zuständig waren."
Und welche Erfahrungen bringen Sie mit aus Helsinki?
Matthias Lee: "Während meines Praktikums habe ich viel erfahren und viel selbständig erfragt. Ich habe auf eigenen Wunsch hin in einer Nachtschicht mitgearbeitet. Zudem war es schön, jeden Tag eine Pflegekraft (Mentorin) fest zu begleiten, weil der Personalschlüssel dies auch bei 4-5 Schülern gleichzeitig gewährleisten konnte. Ich konnte viele praktische Erfahrung bezüglich Antibiotikatherapie, Infusionen und subkutaner Injektionen lernen. Die Statikon hatte zudem viele verschiedene Hilfsmittel wie Tuchlifter, Aufstehhilfen und das Siirtalakana, welches eine Bettunterlage mit Trageschlaufen an beiden seitlichen Enden ist."
Wie sind Sie mit der Sprache zurechtgekommen?
Mattias Lee: "Im Umgang mit demenziell veränderten Patienten konnte ich feststellen, dass verbale Kommunikation nicht unbedingt notwendig ist, damit die Verständigung gelingt. Entscheidend für die erfolgreiche Kommunikation ist eine ruhige, offene und geduldige Haltung gegenüber dem Patienten. Die Kommunikation mit den Mitarbeitern stellte sich am Anfang als unerwartet schwierig heraus: Mit dem Englischen, das ja auch für mich eine Fremdsprache ist, taten sich manche Kollegen zunächst schwer, aber das hat sich nach den ersten paar Tagen zum Glück geändert."
Wo haben Sie während des Praktikums gelebt?
Matthias Lee: "Untergebracht war ich in einem Studentenwohnheim, das ausschließliche Praktikanten und Stipendiaten vorbehalten war. Es gab einen Supermarkt gegenüber, eine Sauna im Erdgeschoss und einen Trainingsraum für alle. Ich konnte meine Freizeit sehr flexibel gestalten, weil ich meine Dienste recht kurzfristig tauschen konnte (Schüler sein hat manchmal schon seine Vorteile).
Dadurch konnte ich ein Konzert erleben, mitten in der Nacht bei Eiseskälte fast die Polarlichter sehen (aber die Wolken haben nein gesagt), ich konnte mit einigen Freunden anlässlich des 100jährigen Jubiläums der finnischen Unabhängigkeit am 6. Dezember ein Feuerwerk am Hafen erleben."
Und welche Eindrücke haben Sie von der Hauptstadt Helsinki?
Matthias Lee: "Helsinki ist mit dem Fahrrad, öffentlichen Verkehrsmitteln und zu Fuß sehr überschaubar und gut zu erkunden. Mit rund 600.000 Einwohnern ist Helsinki eine sehr ruhige und sichere Hauptstadt. In der Urlaubszeit, die ich im Anschluss an die Praktikumszeit erleben durfte, konnte ich noch mehr öffentliche Saunen und viele finnische Spezialitäten probieren. Finnische Suppen sind wirklich sehr gut! Außerdem habe ich zwei weitere Hauptstädte mit Fähren bereist: Stockholm in Schweden und Tallin in Estland.
Allerdings war das Wetter die meiste Zeit über verregnet, kalt und windig; und die Dunkelheit hat der allgemeinen Stimmung spürbar zugesetzt. Wenn ihr die Möglichkeit habt, besucht die Stadt am besten im Sommer."
Welches Fazit ziehen Sie nach der Reise?
Matthias Lee: "Die Erfahrung hat mich auf sehr vielen Ebenen immens bereichert und ich würde diese Möglichkeit jedem ohne Einschränkung weiterempfehlen. Bedanken muss ich mich bei der Geschäftsführung, den KollegInnen im Altenheim Windberg und bei der Personalabteilung. Alle haben mich bei meinem Plan, ein Auslandspraktikum zu machen, großartig unterstützt: Bei den notwendigen Auslandsversicherungen kund Impfungen, bei der Dienstplangestaltung und bei allen anderen kleinen Problemen, die aus dem Weg geräumt werden mussten. Kiitos paljon!"