Pflege-Demo auf dem Rheydter Marktplatz
Pflege-Demo auf dem Rheydter Marktplatz
Dem Aufruf des Betriebsrats der Altenheime der Mönchengladbacher Sozial-Holding zur zweiten Pflegedemo sind gestern Nachmittag etwa 100 Menschen gefolgt. „Es geht nicht um Tarifstreitigkeiten“, sagte die Betriebsratsvorsitzende Isabell Servos. „Wir wollen Aufmerksamkeit erreichen.“ Das Problem sei nämlich nicht das Geld, der Tarif mit einem Einstiegsgehalt von 3200 Euro plus Zuschläge für Nacht- und Schichtdienst stimme, genau wie die Zusatzversorgung im Rentenfall. Den Demonstrierenden aus sieben städtischen Altenheimen, von der Caritas und aus den Städtischen Kliniken ging es um Aufmerksamkeit und Wertschätzung.
Platziert hatten sie sich in der Nähe des Rheydter Rathauses, um vor der anstehenden Ratssitzung kurz mit den Ratsmitgliedern zu diskutieren. Dafür hatten sie für jeden und jede einen Geschenkbeutel mitgebracht, der mit einem Schnabelbecher, einem Waschhandschuh und einer Windel für Erwachsene mit „Anleitung zum selber anziehen“ gefüllt war.
Alexandra Sanders, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende, die im ständigen Nachtdienst arbeitet, erklärte, dass es ein schöner Beruf sei; dies sollten die Menschen wissen, aber auch dass die Pflege mehr Personal benötige. Das sagt auch Helmut Wallrafen, der nicht nur Geschäftsführer der Sozial-Holding ist, sondern sich auch aktiv für sein Personal einsetzt: „Wir brauchen ausreichend und gut qualifiziertes Personal und gute Arbeitsbedingungen – aber es geht auch um Wertschätzung und Respekt für die Arbeit in den Einrichtungen“, sagte Wallrafen. „Trotz zu wenig Personals machen diese Mitarbeiter einen sehr guten Job. Sie alle pflegen gerne und gut. Aber die Rahmenbedingungen müssen eben stimmen.“ Und wenn dies nicht der Fall sei, „müsse wir sie selbst verändern“.
Dazu gehört ihm zufolge auf jeden Fall die Flexibilisierung der Arbeitszeit unter Wahrung der Rechte und Bedürfnisse der Bewohner, der Einsatz von (Jahres-)Arbeitszeitkonten sowie die Variabilität der Verteilung der Teilzeitarbeit durch besondere Regelungen für Eltern, um Familienpflegezeiten oder Gratifikationen. Aktuell behelfe man sich in der Sozial-Holding neben zahlreichen eigenen Bemühungen – dazu zählt Wallrafen die 21 Dienstplanmodelle, Betriebsvereinbarungen, das betriebliche Gesundheitsmanagement und weiteren Maßnahmen auf – auch mit einem Forschungsprojekt. In diesem werden gemeinsam mit Kooperationspartnern und mitarbeiterorientiert neue Wege in der Arbeitszeitgestaltung ausprobiert.
Wallrafen betonte: „Die aktuellen Zahlen des DAK-Pflegereports 2024 zeigen, dass wir keinen grundsätzlichen Personalrückgang und auch keine Personalflucht wegen und nach Corona haben, sondern sich der Anteil an pflegebedürftigen Menschen ganz einfach schneller als erwartet erhöht. Wer dies weiß und wer dies ernst nimmt, kann nicht so weitermachen wie bisher. Deshalb stehen wir hier!“